Trotzdem Journalistin
Vergessen Sie’s!, meinte der Berufsberater. Ich hatte ihm gesagt, dass ich keinen einzigen Journalisten persönlich kenne und auch null Beziehungen in einen Verlag habe. Er meinte, ich hätte keine Chance, je in meinem Traumjob arbeiten zu können – als Journalistin.
Seit meinem neunten Lebensjahr schrieb ich Geschichten, spätestens mit zwölf Jahren wollte ich Journalistin werden. Sollte ich wirklich einfach “vergessen”, dass das Schreiben jemals mein Beruf wird? Eine winzige Chance gäbe es doch, meinte der Berufsberater nach einigem Hin und Her: Ich könnte eine kaufmännische Ausbildung in einem Verlag absolvieren. Wenn ich wirklich das Zeug zur Journalistin hätte, würde ich vielleicht irgendwie als Seiteneinsteigerin einen Zutritt finden. Obwohl ich das Gegenteil eines Zahlenmenschen bin, machte ich tatsächlich eine Ausbildung zur Verlagskauffrau und konnte in dem Verlag immerhin mit einigen Journalisten (alles Männer) über ihren Job sprechen.
Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule
1991 bewarb ich mich um einen Ausbildungsplatz an der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München. Dass ich die Prüfung bestanden und unter mehr als 3.000 Bewerbenden einen der 30 Plätze bekommen hatte, ließ mich drei Nächte lang nicht schlafen – weil ich überglücklich war und gleichzeitig überlegte, wie ich mir die Ausbildung finanzieren könnte. Anders als von mir befürchtet, studierten in meinem Jahrgang nicht bloß Söhne und Töchter aus Familien, die entweder selbst im Journalismus arbeiteten oder vor dem Frühstück drei Qualitätszeitungen lasen.
Journalismus braucht Vielfalt
Wie mir damals geht es heute immer noch vielen jungen Menschen. Du hast Talent, du willst in den Journalismus – weißt aber nicht, welcher Weg dahin führt, wie du das finanzieren kannst. Und überhaupt. Deshalb bin ich mehr als dankbar und begeistert, dass die DJS jetzt ein Projekt für mehr Vielfalt im Journalismus startet, initiiert von DJS-Schulleiterin Henriette Löwisch. Als Alumni durfte ich bei einem Designsprint (Foto) ein paar Ideen einbringen, und am 1. September 2023 startete nun die Kampagne zu dem Projekt #𝐃𝐮𝐊𝐚𝐧𝐧𝐬𝐭𝐉𝐨𝐮𝐫𝐧𝐚𝐥𝐢𝐬𝐦𝐮𝐬
Foto: Doris Ehrhardt | Textett